Kurzgeschichte zum Bau

Lange wurde über das Konzept nachgedacht.
Nachdem ich schon viele Camper hatte, VW-T2, MB-508, Range-Rover mit Dachzelt, Mitsubishi L300, Renault-Rapid mit Dachzelt und dann mit Hänger Marke Eigenbau, wusste ich genau was ich brauche.
Wichtig ist das man alles hat was man braucht, nicht was man alles will.
Nachdem die Kinder ihre eigenen Wege gehen, sollte ein Freizeitfahrzeug für meine Frau und mich, welches Alltagstauglich sein sollte, angeschafft werden.
Als alte Wildcamper war Autarksein erstes Gebot. Länger wie 4 Tage hält es uns eh nicht an einem Platz. So musste ein Fahrzeug her das uns zwei und Vorräten für rund 4 Tage ausreichend Platz bietet.
Aus Afrikazeiten (L300) wusste ich das man 10 Liter Wasser pro Kopf und Tag kalkuliert. Platz für 80 Liter Wasser ist eh kein Problem. Der Rest, Lebensmittel, Heizstoff und Energie ist für 4 Tage auch gut machbar.
Auf verschiedenen Messen (CMT) wurden Fahrzeugen besichtigt und Ideen gesammelt. Schnell stellte sich heraus das es für uns Zwei nichts von der Stange gibt.
Selbermachen war angesagt und ein passendes Basisfahrzeug mit sogenannter Kombiverglasung (Fenster Schiebetüre und gegenüber) wurde gesucht. Zuerst stand ein Mercedes-Sprinter mit mittellangem Radstand im Focus. Bald musste ich erkennen das für meinen Plan der Sprinter im Dachbereich zu schmal ist. So standen noch zwei Fahrzeugtypen, Fiat-Ducato oder Ford-Transit zur Auswahl.
Die Wahl fiel auf den Transit mit mittlerem Radstand der kann meinen lange ausgetüftelten Ausbau mit Dusche, WC, Bett 140×200, optimal aufnehmen kann. Über das Internet wurde bei Landshut das fast ideale Fahrzeug gefunden. Nur fast ideal, da zu teuer!
Vieles sprach für den Wagen: beheizte Einzelsitze, großer Motor, beheizte Frontscheibe und Außenspiegel, nicht weiß, sehr guter Zustand.Mein Neuer noch beim Händler
Zähneknirschend wurde das Geld zusammengekratzt und der Wagen gekauft.
Der Vorteil dabei war, das am Basisfahrzeug so gut wie nichts gerichtet werden musste und ich mich auf den Ausbau konzentrieren konnte. Außer großes Loch ins Dach für die Dachluke und 3 kleine für 2x Abwasser und einmal Auspuff Kochfeld war da nichts zu tun.
Fahrzeug wurde hinten entkernt und die Serienverkleidung entfernt. Unter dem Serien-Holzboden, der wiederverwendet wurde, habe ich reichlich Wachs verarbeitet,. bisschen Styropor im Wellblech verlegt, Folie drüber und gut.
Ich habe mich für einen PVC-Boden entschlossen, der lose auf dem Serienboden verlegt wurde. Das eingenietete Ablagefach über den Vordersitzen wurde ausgebaut.

Der Himmel wurde mit 4mm wasserfestverleimten Kiefernsperrholz verkleidet. Dieses Kiefernholz ist von der Maserung sehr unruhig, war aber das einzigste Sperrholz das eine Feuchtraumfreigabe hat. Darunter wurden wieder reichlich Wachs, Luftpolsterfolie, Styropor und wieder Folie verarbeitet. Das Styropor nicht wegen der Isolation gegen Kälte, sondern gegen den trommelnden Regen. Ja, ich weiß da gibt es besseres, aber man kann nicht alles perfekt machen. Mitten im Dach wurde eine große Schiebeluke (60x60cm) verbaut. Sie kann als Ausstieg zum Dach benützt werden. Leider ist diese Luke nicht optimal und würde in einem Neubau nicht mehr verwendet. Der Überstand ist zu klein. Bei aufgestellter Luke regnet es sehr leicht herein.
Der nächste Schritt war die Energieversorgung. Die Starterbatterie steht unter dem Fahrersitz und dort ist Platz für eine Zweite. Zwischenzeitlich arbeitet dort ein 100/180 Ampere Trennrelais, das bei Bedarf von Hand geschalten werden kann. Die Batterien 3 und 4 wurden unter dem Beifahrersitz eingebaut. Jede Zusatzbatterie hat in der 10mm² Plusleitung einen mechanischen Hauptschalter. So können bei extremen Energiebedarf die Batterien einzeln belastet werden. Für die Stromversorgung des Aufbaus wurde ein 35mm² Kabel auf der linken Seite bis zur D-Säule und dann in dieser über den Dachholm nach rechts in den Kabelschacht auf Höhe der Regenrinne verlegt. An diesem Kabel werden mit fliegender Sicherung die elektrischen Verbraucher angeschlossen. Bis zur D-Säule wurde auch die Steuerleitung des Trennrelais verlegt, damit wird der 12 Volt Niederdruckboiler gesteuert. Dieser erhitzt immer wenn der Motor läuft die rund 6 Liter Wasser auf rund 80°. Doch dazu später.
Nicht alles geht wie man es sich vorstellt. Unter den Seriensitzen sollten Drehkonsolen montiert werden. Beim Transit muss dafür die Handbremse tiefer gelegt werden und sie muss zum drehen des Sitzes gelöst sein. Welcher Trottel hat sich das einfallen lassen, fragt man sich da. Der Grundriss wurde verändert und die Sitzgruppe in den Bereich der Schiebetüre verlegt. Nur der Beifahrersitz sollte drehbar werden. (Grummel, grummel, fluch, schimpf….)
So wurde nur eine asymmetrische Beifahrersitzkonsole bestellt.
Ja, schön und gut, aber das passt nicht so wie ich es geplant habe. Der Sitz schwenkt zu weit mit der Sitzfläche aus und lässt sich im gedrehten Zustand nicht weit genug nach vorne schieben. Dieser Platz wird jedoch später für das absenkbare Bett benötigt.
Von der Bauphase wieder in die Planung zurück…………..
Viele male wurde die Drehkonsole angeschaut und dann kann die Idee. Die Konsole wurde verkehrt herum eingebaut. Schwenkte vorher die Sitzfläche weit ausladend da der Drehpunkt vorne war, machte nun die Lehne dieses. Nun konnte man den gedrehten Sitz ganz nach vorne zum Armaturenbrett schieben und der Platz für das Bett war gewonnen.
Sehr gutes Abfallprodukt dieser Aktion war eine ganz neue Erkenntnis. Montiert man eine Beifahrerdrehkonsole auf dem Fahrersitz, dreht dieser zwar verkehrt rum, aber die lange Sitzfläche muss nicht mehr über den Handbremshebel. Die kurze Lehne (asymmetrischer Drehpunkt) reicht knapp an der Handbremse vorbei.
Der „alte“ Ausbau mit gedrehten Frontsitzen konnte somit verwirklicht werden. (freu, jubel,….)
Zudem das es in einem Transporter keine geraden Wände gibt, wurde der Ausbau schräg geplant. Die linke Zeile beginnt mit einem schmalen schrägen Sidebord das bis zu dem Fenster hoch ging. Im Anschluss der gerade Küchenblock der aus der Schräge wie ein Erker hervorsteht. Dann wieder schräg der Waschschrank, dessen Ende genau die Wagenmitte im Heck trifft. Der schräge Oberschrank beginnt über dem Sideboard und geht in den Waschschrank über.
Die rechte Seite beginnt hinten mit einem sehr flachen schrägen Kleiderschrank. Dort können auf der rechten Seite „bessere“ Kleidungsstücken hängend transportiert werden und links sind tiefere Wäschefächer. Der anschließende Wäscheschrank ist wie das im Anschluss montierte TV-Schränkchen gerade gefertigt. Genauso wie der weiterführende Oberschrank, der die Schiebetüre überbrückt.
Die Schrank- und Schubladenfronten sind alle 40zig breit und wurden im Baumarkt gekauft. Dort kostete so eine 2m Türe rund 15€ und ist um diesen Preis nicht selbst zu fertigen.
Der Ausbau musste in der hinteren rechten Ecke mit der Kleiderschranktüre beginnen. Diese offenstehende Türe bildet mit der geöffneten hinteren Türe des Waschraumes die „Rückwand“ der „Nasszelle“. Die vordere Kleiderschranktüre bildet mit der vorderen Waschschranktüre die Abtrennung zum restlichen Wohnraum. Somit mussten die zwei Kleider- und die zwei Waschschranktüren exakt zueinander stehen und entsprechend gefalzt werden. Zusätzlich angebrachte Schranktür-Magnete oben und unten fixieren die Türen zusätzlich.

Im Waschschrank wurde ein Eckwaschbecken mit Ablage auf der rechten Seite etwas überhöht eingebaut. Es musste höher montiert werden, damit die klappbare Eigenbau-Duschwanne darunter Platz findet. Der Ablauf und das Scharnier wurde aus 40er HT-Rohren gebaut
Die Aussparung in der Duschwanne für das Waschbecken ist zugleich die Aussparung für die hintere Kleiderschranktüre damit man diese auch bei heruntergeklappter Duschwanne öffnen kann. Die hochgeklappte Duschwanne hält die Chemie-Toilette in ihrem Fach unter dem Waschbecken.
Der Küchenblock beherbergt einiges an Technik. Die zwei unteren Schubfächer stehen auf dem Fußboden und laufen auf Rollen. Links sind die schweren Töpfe und Pfannen und rechts die Kompressor-Kühlbox. Darüber je eine kleine Schublade mit extra langem Auszug. Links das Besteck und die Küchenwerkzeuge, daneben ist das komplette Geschirr.
Als Abschluss ein dieselbetriebenes Ceran-Kochfeld und ein Doppelspülbecken. Der extra lange Schwenkhahn musste exakt platziert werden damit er dem Bett nicht im Wege ist.
Für die in einer „dichten“ Schublade stehenden Kühlbox wurde eine Master-Slave-Schaltung entwickelt, welche ein Trumavent-Gebläse mit dem Einschalten der Box dazu schaltet. Nach dem Abschalten der Box läuft das Gebläse eine frei programmierbare Zeit nach, um Stauhitze zu vermeiden. Das Gebläse saugt die Luft aus der Schublade und bläst sie hinter dem Kochfeld hoch. Frischluft bekommt die Box durch einen hinter der Wandverkleidung verlegtem Luftkanal vor dem Sideboard. Das wurde für eine vernünftige Luftzirkulation gemacht, da mit diesem Gebläse auch die Warmluft der Kochstelle zu Heizzwecken umgewälzt wird.
Vor dem Sideboard wurde am Boden ein Podest montiert. Das war nötig, da der Heckboden bei dem frontgetriebenen Fahrzeug tiefer ist als der Boden des Fahrgastraumes. Sonst würde man auf den Drehsitzen mit den Füßen baumeln. Dieser „Keller“ wurde innen10,5cm hoch gebaut. Das ist das Maß einer Konservendose. Neben Dosen nimmt der Keller noch das Bordwerkzeug und diverses Zubehör auf. Dieses Podest verdeckt auch die Aufnahmen der Sitzbank für die zweite Reihe. Die Bank mit integrierten 3-Punktgurten steht bei mir im Keller. Wenn Siedebord und Podest mit Tisch ausgebaut wird (5x M6 mit Flügelmuttern) kann die Bank einfach montiert werden. Vom TÜV wurden Wahlwiese 2 oder 5 Sitzplätze eingetragen.
Dieses Ausbaukonzept bietet unheimlich viel Platz. Der Innen-Rückspiegel kann dank der freien rechten Hecktüre teilweise benützt werden. Dusche und Toilette kann voll benützt werden, ohne das einer das Fahrzeug verlasen muss und im Regen warten bis der andere sein Geschäft verrichtet hat.
Ja, wo ist das Bett. Kurz habe ich es schon angedeutet. Das Bett ist absenkbar. Es ruht zusammen geschoben über Fahrer und Beifahrer. In der umgeklappten Matratze liegt das gesamte Bettzeug.
Auf Höhe der B-Säule wurden auf jeder Seite senkrecht ein Alu-Profil als Führungsschiene montiert. Daran zwei Gasdruckfedern die das Gewicht der Bettkonstruktion übernehmen.
Um das Bett aufzubauen muss der Beifahrersitz in der Wohnstellung ganz nach vorne geschoben werden. Die Tischplatte abgenommen und die Rückenlehne des Fahrersitzes in der Fahrstellung umgeklappt werden. Tischplatte wieder auf ihren Platz. Wasserhahn an der Spüle prüfen. Scheuerschutz auf das TV-Schränkchen legen. Klemmschrauben an der Führungsschiene lösen. Bett nach unten drücken bis es auf den Anschlägen aufsitzt. Klemmschrauben wieder anziehen. Die linke Bettlade (Alu-Profil) war unter dem Küchenoberschrank und liegt nun auf der Spüle auf. Die rechte Bettlade (Alu-Profil) ruht umgeklappt vor dem zurückgeschobenen Bettrost und Fußteil (Alu-Profil). Aufgeklappt liegt es auf dem TV-Schrank auf. Nun kann das Fußteil herausgezogen werden. Der mit Gurtband am Fußteil befestigte Bettrost wird gleichzeitig positioniert. Jetzt noch die Matratze aufklappen und das Bettzeug aufschütteln, fertig.
Zusammenbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Bettzeug sauber hinlegen. Matratze umklappen. Fußteil zurück schieben und schauen das der Bettrost sauber umklappt, da sonst der Platz nicht reicht. Rechte Bettlade vor das Fußteil klappen und die Klemmschrauben lösen. Bett von Hand gleichmäßig hoch schieben. Prüfen ob das Bettzeug nicht vorne raus schaut und erst dann ganz nach oben schieben. Mit den Klemmschrauben sichern. Sitze in gewünschte Position bringen, fertig.
Die Wasserversorgung war erst komplett ohne Pumpe geplant. Vier 19l-Kanister wurden im Kofferraum unterm Dach platziert und miteinander verbunden. Das Wasser fliest ohne Pumpe nur durch den Höhenunterschied. Das klappt leider nur bei vollen Kanistern. Duschen bei niederem Wasserstand fast nicht möglich. Auch dauerte das füllen des Wasserkessel zulange. Man war dann immer versucht etwas anderes zu tun und der Kessel lief dann über.
Eine Druckwasserpumpe und ein Ausgleichgefäß wurde nachgerüstet. Über ein Ventil kann die Pumpe so gestellt werden, das der als Außendusche gestaltete Füllschlauch auch zum saugen benutzt werden kann. Oft holen wir Wasser aus Quellen und sauberen Bächen. Ab der Pumpe wurde nur Leitungen, Schläuche mit Normverschraubungen und Hähne in normaler Haustechnik verbaut. Die Zapfstelle im „Bad“ ist eine Niederdruck-Spültischgarnitur mit herausziehbarem Brausekopf zum Duschen. In der Küche ein normaler Hahn mit langem Auslauf um beide Becken zu bedienen.
Das Warmwasser wollte ich immer mit der Motorabwärme gewinnen. Zuerst stand die Idee im Raum, eine Adapterscheibe zwischen Motor und Ölfilter einzubauen, um das Motorenöl über eine Leitung durch einen Wasserkanister zu führen.
Was aber passiert wenn der Motor richtig heiß ist (Passfahrt) und das Wasser auch schon erhitzt ist? Das Motoröl kommt mit 130° und was dann?
Diese Idee wurde verworfen und ich beschloss dem Motorwasserkreislauf anzuzapfen. Entweder musste ich jetzt das Kühlwasser quer durch den Wagen pumpen, oder das zu erwärmende Brauchwasser.
Dann entdeckte ich einen elektrischen 6l-Niederdruckboiler der sogar mit 12 Volt arbeitet. Mit rund 170€ ein simples System. Solange ich fahre habe ich genügend Strom. Das Lichtmaschinchen liefert 105 Ampere. Dieser Boiler ist mit dem Trennrelais gekoppelt und heizt bei jeder Fahrt die 6 Liter auf über 80°. Gut isoliert bleibt das Wasser sogar übernacht ausreichend warm. Gut, man kann sich morgens nicht mehr brühen, aber zum Waschen reicht es allemal. Wenn mehr gebraucht wir, kann man den Boiler mit einem extra Schalter einschalten. Die 200 Watt muss eine gute Batterie über eine ½ Stunde bringen.
Als Abwassertank für das Grauwasser wurden unterm Fahrzeug 110er HT-Rohre verbaut. Diese nehmen rund 30 Liter auf, so das wir beim stehen keine Pfützen hinterlassen. Der Auslauf ist ein nach oben gedrehter 40er Rohrbogen im vorderen rechten Kotflügel. Zum Entsorgen fahren wir mit dem Vorderrad auf einen Schacht und drehen den Bogen nach unten. Auch ist das System nach hinten offen. Das Entlüftungsrohr ist hinter der Duscheinspeisung unterm Wagen. Bei Bergfahrt mit vollem Grauwasser läuft es einfach über, bevor es über die Dusche nach innen kommt.
Die Fahrzeuginnenbeleuchtung ist bis auf zwei Schwanenhalsleuchten in LED-Technik gehalten. Runde sehr flache LED-Leuchten von IKEA wurden ohne irgendwas direkt angeschlossen. Im Bad wurde links und rechts neben dem Spiegel noch 4 LED-Stäbe von IKEA montiert, damit die Dame des Hauses genügend Licht für ihre Restaurationsarbeiten hat.

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