Italien, schon wieder Geschichte

Sonntag, 30. September 2012
Der Bummel war schön und wir haben den Wagen auf dem Platz nur umgeparkt. Etwas weiter weg von der Fähre und der Straße. Leider scheint eine Monster-Flutlichtanlage durch die Dachluke und erhellt die Kopfpolster in gleisendem Licht. Aus den Verlängerungen der normalen Vorhände wird eine Verdunklung gebastelt. Das gibt Hausaufgabe für Dago. Klett ist ja für das Fliegengitter schon da.
Gestern Abend hat mich mein Laptop überlistet. Internet ging recht langsam, aber das ist man ja mit so einem USB-Stick gewohnt. Mit dem beenden meiner Recherche nach Reisewetter und Co beim herunterfahren kam die Meldung das mein Kontingent aufgebraucht ist und mein Kontostand für Aufladung zu nieder. Das kann doch nicht sein, bisschen Wetter und etwas bloggen kann doch nicht alles verbraten haben. Das mit dem Kontostand war mir leider klar. Ich hatte die automatische Aufladung nicht aktiviert. Wozu auch? Ich brauchte nur eine 7-Tage-Flat!
Ratlos befahl ich dem Laptop das Herunterfahren. Da fiel es mir wie Schuppen von den Haaren. Trotz eines Verbotes der automatischen Aktualisierung hat Windows 13 Updates heruntergeladen. Während der Rechner beim Herunterfahren die Updates installierte, dachte ich über die Lösung meines Problemes nach. Internetcafe oder Michael ging mir durch den Kopf. Michael war mir sympathischer. Also über Handy eine SMS mit den erforderlichen Infos an Michael gesendet und noch am Abend die Info erhalten, daß er im Laufe des Sonntages das Problem fixt.
Nachdem wir lange geschlafen haben, der Spaziergang am Abend wirkte Wunder, stehen wir lange auf dem Parkplatz. Jetzt wird ausgiebig gefrühstückt und dann ziehen wir weiter. Es regnet nicht mehr und ganz selten blitzt die Sonne für einen kleinen Augenblick durch. Aber bevor man das so richtig zur Kenntnis nimmt, ist sie wieder weg. Wir fahren am See entlang und bei Baveno wechseln wir auf die Autobahn. Die E62 bringt uns in den Süden. Nachdem wir die „Berge“ verlassen haben wird die Fahrt ruhig, fast langweilig. Erst ein paar Kilometer vor Genua nehmen die Kurven und Berge zu. Unterwegs kämpfen wir mit ein paar irren Italiener, aber auch auf die Schweizer muss man aufpassen. Durch und um Genua herum nehmen wir die Autobahn. Sestri Levante, Richtung Pisa ist unser Ziel. Bei Recco verlassen wir die E80 und kämpfen uns zur Küstenstraße durch. Bei Santa Margherita biegen wir rechts ab nach Portofino. Eine Sackgasse vom Feinsten. Ein Jachthafen der seinesgleichen sucht. Mitten drin eine Mega-Jacht. So viel Geld kann man nicht mit ehrlicher Arbeit verdienen. Es gelingt uns zu wenden und nun sitzt Dago an der Seeseite und kann ein paar Fotos schießen. Auf der normalen Hauptstraße geht es nun nach Sestri Levante. Dort finden wir einen Parkplatz, lassen ihn aber links liegen. Weiter geht die Fahrt nach Monéglia. Vor einem Tunnel warten wir an einer roten Ampel. Es dauert fast 15 Minuten bis es grün wird. Dann geht es rein in den sehr schmalen Tunnel. Ein, zwei kurze Unterbrechungen und dann nimmt der Schlund fast kein Ende. Mitten drin ein Schild Camping und eine Ausfahrt. Wir biegen spontan ein und besichtigen den Platz. Traumhaft gelegen, aber so richtig Italienisch. Als hier noch alles funktionierte, waren zwischen den gebogenen Masten sicher Sonnensegel montiert. Das Segel ist weg, die Touristen bleiben. Der, der den Platz angelegt hat, war ein stolzer Gastgeber der sich freute wenn es seinen Gästen gefiel. Der Heutige freut sich wenn die Gäste bezahlen. Wir bleiben und opfern 22€ für unseren Blauen und nochmal 5€ pro Kopf. Alles ist inklusive, sagt man uns. Aber unterm Strich will man sich um nichts kümmern, außer um das Kassieren. Als ich nach einem Internetzugang frage, ist doch nicht alles inklusive! Aber wir checken ein und machen Schluss für heute. Habe versucht eine neue Flat zu buchen, aber die Option wird mir vom Sprachcomputer nicht angeboten.
Montag, 1. Oktober 2012
Haben direkt am Meer gut, zumindest lang geschlafen. Bereiten das Frühstück vor dem Wagen. Mit den ersten Bissen beginnt es zu regnen. Kurzerhand wird das Sonnensegel eingezogen und über das Geländer gehängt. Der Regen ist warm. Das war der Grund für unsere Fahrt in den Süden. Nach dem reichhaltigen Frühstück bringen wir alles in Fahrposition und bunkern noch Wasser. Der Typ, zwei Autos weiter, staunt nicht schlecht über meinen Adapter um Wasser aufzunehmen. Er hat schon gegrübelt wo und wie er Wasser bekommt. Nun ist alles für ihn alles ganz einfach, er benützt meinen Adapter. Auschecken und rein in den Tunnel. Franz soll uns über Levanto nach Monterosso bringen. Dort spendiere ich am „Strand“ an den allgegenwärtigen Parkautomaten 2€, das sollte für einen kleinen Stadtbummel reichen. Einmal Fußgängerzone rauf, einmal Fußgängerzone runter und in einer kleinen Bäckerei ein paar Spezialitäten gekauft. Die Weiterfahrt nach La Spezia gestaltet sich schwierig. Die „Hauptstraße“ ist am Abzweig nach Vernazza gesperrt und die Umleitung über die Zufahrt von Vernazza nach wenigen Metern auch. Ganz zurück wollte ich nicht und so haben wir ein 2to Sperrschild mit dem Zusatz Max. Breit 1,80m ignoriert. Franz hat das Sträßchen angenommen und wir einen großen Umweg gespart. La Spezia bezieht seinen Charme aus dem Golf von La Spezia und dem großen Hafen, den sich die Marine, Fischer, Frachter und einige Millionäre teilen. Wir bewundern das Schauspiel und fahren der Hafenanlage entlang nach Portovénere. Kurz vor dem Ortseingang steuern wir einen Womo-Parkplatz an und kochen uns eine gute Suppe. Nach dem Essen ignorieren wir das Womo-Sperrschild und fahren eine Ehrenrunden durch Portovénere. Die Nacht auf dem Womo-Parkplatz ist uns mit 1,85€ per Stunde zu teuer. Keine Aussicht und eine aufdringliche Sirene, die immer wieder aufheult erleichtern die Entscheidung. In La Spezia soll es zwei Stellplätze geben. Den Ersten finden wir nicht, aber die eine oder andere Alternative. Beschließen aber den Zweiten zu suchen. Wir übersehen die Einfahrt und landen dafür auf einem freien Parkplatz, was uns ja reicht. Später entdecken wir bei einem Spaziergang den Eingang zu dem Platz.
Dienstag, 2. Oktober 12
Haben gestern Abend noch einen kleinen Spaziergang durch Teile des Hafens gemacht und dann gut geschlafen. Nach dem Frühstück sind wir los gegondelt. Riomaggiore und Manarola heißen die Ziele. Zwei Dörfer von fünf im Nationalpark Cinque Terre. Zwischen den Dörfern finden wir, hoch oben über dem Meer mit toller Aussicht einen klasse Parkplatz. Wir bleiben den Rest des Tages und die Nacht hier. Ein Schweizer Ehepaar gesellt sich zu uns und wir tauschen unsere Erfahrungen aus.
Mittwoch, 03. Oktober 12
Haben lange geschlafen und gemütlich gefrühstückt. Die Schweizer sind vor uns Abreisefertig. Heute müssen wir Einkaufen und so wird La Spezia unser Ziel. Zuerst kurz nach Portovérne zum Entsorgen und Wasser bunkern. Dann den Coop in La Spezia angesteuert und den Supermarkt durchstöbert. Alles gefunden und hungrig sind wir zu unserm Übernachtungsparkplatz im Hafen gefahren. Nach ausgiebiger Brotzeit die Landzunge südöstlich von La Spezia erkundet. Von der Höhenstraße bei Lérici hat man einen traumhaften Blick in den Golf von La Spezia. Leider ist der Strand, den unser Franz uns anzeigte unterhalb der Steilküste und mit unseren Blauen nicht zu erreichen. Bleibt wieder die Frage nach einem Nachtplatz. Nach dem Platz gestern geht im Hafen stehen gar nicht. So entscheiden wir uns für Portovérne, nachdem ich heute morgen die Preistafel genau gelesen habe. Nur von 8-20 Uhr sind für Wohnmobile 1,85€ per Stunde zu entrichten. Der obere Teil des P ist für eine Filmcrew reserviert und daher stellen wir uns zu den großen Wohnmobilen auf dem unteren Teil.
Donnerstag, 4. Oktober 2012
Die Nacht war mühsam. Stechmücken hatten uns als Festmahl auserkoren. Dachten wir zu beginn der Nacht noch an einen einzelnen Gast, so mussten wir am Morgen, nachdem wir in der Nacht einige dieser Gäste zum Gehen oder Sterben aufgefordert haben feststellen, dass es sich um eine größere Gesellschaft gehandelt hat. Noch beim Betten Machen erwischen wir einige Nachzügler die noch etwas zum Abschluss wollten. Sie haben es bekommen! Heute Abend werde ich mit der chemischen Keule die Bestellungen zum Dinner stornieren. Jetzt müssen erst mal wir uns stärken und dann den Platz wegen der Ticketpflicht verlassen.
Sind noch mal eine Runde durch Portovérne gefahren und haben den Blauen auf der Uferpromenade geparkt. Zu Fuß ging es durch den Hafen und einer kleinen Kirche ganz am Kap. Die alte Festungsanlage bestaunt und vorbei an den kleinen Kneipen und Souvenirshops. Gut eine Stunde haben wir uns Zeit gelassen. Dann gings zum Auto um dem Meer den Rücken zu kehren. Für die Leute die mit dem Finger in der Karte uns Nachfahren wollen, eine „langweilige“ Auflistung:
La Spezia auf der Hauptstraße in nordöstlicher Richtung verlassen.
Unter der Autobahn bei Brugnato durch und dann rechts Richtung Varese Ligure gefahren.
Hoch bis kurz vor Bedónia und dann links zurück bis Borgonovo Ligure um dann auf einer kleineren Straße nach Norden, Richtung Bobbio.
Toll wie sich die Landschaft, Berge und Pflanzen, auf der Strecke wandelt. Der Zweite Teil wird von uns als schöner empfunden. Liegt vielleicht auch daran das der Himmel nicht mehr so grau ist.
Unmittelbar vor Bobbio suchen wir einen Nachtplatz. Haben uns für die Zufahrt zu einer Freizeitanlage entschieden. Dachten erst der örtliche Campingplatz sei aufgelassen, aber von der Umgehungsstraße sahen wir doch einige Besucher. Mal sehen was wir für morgen planen. Jetzt kocht Dago einen Gemüseeintopf und ich quäle die Tasten. Ich hoffe das Essen ist besser wie meine Schreibe.
Freitag, 5. Oktober 12
Gut geschlafen bereiten wir das Frühstück vor um es gleich umzudisponieren. Das von Dago gebackene Brot hat den Temperaturwechsel nicht überstanden und Zeichen von Schimmel gezeigt, aber wir haben widerstandsfähigere Cornflaks an Bord und reichlich Milch. Das heißt, das wir einen Einkaufsstopp machen müssen. Aber gleich nach dem Losfahren in Bobbio sehen wir eine Kalvarienbrücke und halten für ein paar Fotos an. Auch hier kann man gut übernachten.
Im nächsten Dorf ist Markt und wir parken den Blauen für den Einkaufsbummel. Etwas Obst und Gemüse, viel schauen und die feilgebotene Mode bewundern. Den Rest gibt es im Supermarkt, oder auch nicht. Das Brot schaute gut aus. Die Kruste braucht man nicht essen, meint Dago, aber dann ist nichts mehr übrig, setzte ich dagegen. Wenn wir es toasten geht es sicher in Flammen auf. Immer das Gleiche mit den Elite-Europäern, nörgeln am Brot rum.
Wir folgen dem Fluss bis Piacenta und nehmen von hier die Autobahn. Landschaftlich ist es hier „öde“ und so ziehen wir an Mailand vorbei zum Como-See. Nach kurzer Brotzeit fahren wir die Uferstraße, beschließen aber die Umgehungsstraßen zu nutzen, da ansonsten kein Vorankommen ist. Aber auch hier steht der Verkehr immer wieder wenn zwei Große sich begegnen. Ab Menággio weigert Franz sich am See entlang zu navigieren, dann muss es halt wie früher mit der Karte gehen. Sollte jedoch Franz etwas zu weiteren Verkehrsführung wissen und mir nicht mitteilen dann habe ich die Ar…karte gezogen. Plötzlich taucht in der Außenspur ein kleiner Parkplatz mit Bäumen und Laternen auf, Ticketfrei. Ich werfe den Blauen auf den Platz und negiere die Womo-Verbotsschilder. Diese machen hier gar keinen Sinn, die gesamte Straße ist für Wohnmobile und Wohnwagen, sowie LKW über 7,5m länge gesperrt. Einzig die Kirchturmuhr mit ihrem Leutwerk macht mir sorgen.
Mehr darüber morgen, da ist auch noch ein Tag an dem noch nichts geschrieben ist.
Samstag, 6. Oktober 2012
Die Kirche hat es mit uns Atheisten gut gemeint und sich in der Nacht dezent zurück gehalten. Den Verkehr habe ich ausgeblendet und Dago hat ihn auch nicht erwähnt. Alles in Allem eine Gute Nacht. Die Sonne begeistert mich mit ihrem Lauf. Sah ich sie vom Badezimmer aus nur ihr Licht an den Gipfel hinter uns werfen, sitzen wir zum Frühstück in gleisendem Licht. Die Wolkenpracht über uns teilt sich auf und der Großteil zieht östlich. Freier Himmel im Norden, ein gutes Zeichen für unsere geplante Tour, den Splügen-Pass. Wir ziehen die Stützen hoch und fahren bei bestem Wetter die letzten Kilometer an der Westseite des Como-Sees. Bei Chiavenna widerspreche ich unserem Franz. Der hat den Julierpass für uns ausgewählt und ließ sich auch mit kleinen Tricks nicht davon abbringen. Beim nächsten Mal, vielleicht. Kurze Zeit will er uns wenden lassen, wir bleiben stur.
Das war gut, der Pass ist genial. Die Linkskehren gehen im Zweiten, aber bei den Rechtskehren sollte der erste Gang zum Einsatz kommen. Ein Schweizer kommt uns entgegen, missachtet die Regel „Bergfahrt hat Vorfahrt“ und die entsprechenden Schilder. Ich rufe ihm durchs offene Fenster zu: „Ich dachte ihr Schweizer könnt das?“ und warte bis sich das Chaos in der Kehre direkt hinter mir auflöst, damit der gleichschlaue Deutsche die Tunneleinfahrt für mich frei machen kann. Noch drei Motorradfahrer und ich kann in den kleinen Tunnel einfahren und die Kehre hinter mir räumen.
Es wäre schon gut wenn man sich an einfache Regeln halten und Schilder beachten würde. Der Splügen ist schon grenzwertig. Unser Blauer liegt da schon am Limit. Plötzlich Sperrschilder mit 2,3m Höhe. Ich zucke zweimal. Erst kurz zusammen und dann mit den Schultern. Weiter aufi aufn Berg, I muaß, I muaß. Auch Dago wird ruhiger als ich ihr erkläre, dass sich die 2,3m auf die Felsüberhänge und die Außenkante der Tunnels bezieht. Tunnel geht eh nur im Alleingang und bei den Felsen ziehe ich bisschen zur Mitte. Zwei-, dreimal unterbrechen wir den Aufstieg und nützen das für einige Blicke ins Tal. Der letzte Stopp bergauf wurde durch einen lauten Plopp erzwungen. Dachten erst die Toilette ……, die war es aber nicht. Alle weiteren Dosen mit gefährlichen Flüssigkeiten wurden mit negativem Befund geprüft. Der Übeltäter, welcher uns so erschreckt hat, konnte nicht ermittelt werden.
Auf der Passhöhe kurze Rast und dann ging es Talwärts, aber nicht sehr weit. In einer Kehre habe ich gewendet (!) um eine Passage im Bild fest zu halten. Dann hinunter in die Schweiz. Erstaunlich wie sich der Berg vorn und hinten unterscheidet. Hier im engen und geschützten Tal liegt die Baumgrenze etwas höher. Alles sehr ordentlich. Selbst die von der Straße wegführende Regenrinne ist asphaltiert. Ich glaube fast, dass in der Schweiz das Laub nur zwischen 7 und 16 Uhr von den Baumen fällt. Nach 5 Tagen in Italien, wo alles so ein mediterranes Flair hat, fällt das hier mehr als auf. War dann auf einer Schweizer Autobahn Toilette, so was müssten sich die Italiener mal ansehen, feinste Technik im Edelstahldesign. Das Rheintal weitet sich und das fahren wird „bequem“. Zwinge dann Franz zu einem Schlenker nach Lichtenstein, nicht um meine Finanzen zu klären, sondern die Kraftstoffpreise zu vergleichen. Entschließe mich zur Weiterfahrt mit angehaltenem Atem Richtung Kreuzlingen. Ich kann den Tanktourismus in die Schweiz nicht verstehen. Überall wird in Grenznähe der Kraftstoffpreis auch in € angezeigt und auch gerne entgegengenommen. Schlangen von Autos vor den Säulen. Erreichen mit nur noch feuchtem Tank bei Konstanz deutschen Boden und tanke in meinen 80l Tank 76 Liter und habe einen geraden Betrag zum Zahlen und rund 25 Cent per Liter gespart. Zwei, drei Liter hätte ich schon noch rein gebracht. Der Reisetag geht zu Ende und unser Wanderparkplatz bei Hilzlingen, in dem fast alle Südreisen beginnen, ist zum Greifen nahe. Hier lassen wir den Herrgott einen guten Mann sein und baumeln noch ein bisschen mit der Seele.
Morgen werde ich von zu Hause diesen Bericht in den Blog hochschieben und ein paar Bilder dazu auswählen.

Hier die Bilder:

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