Mittwoch, 02.04.25
🇹🇳 Kasra = 35.798202,9.351713
🇹🇳 El Aroussa = 36.397912,9.404632
KM 98, reine Fahrzeit 2:30h
Nein, der Bericht von gestern, Tag 85, war kein Aprilscherz. Hat sich tatsächlich so ereignet.
Wohlgemerkt, alle Polizisten behandeln einen äußerst zuvorkommen. Begrüßung in aller Regel mit Handschlag und ebenso die Verabschiedung.
Wenn es ein Aprilscherz war, dann geht er heute in die zweite Runde.
Der Streifenwagen steht bereit. Der Beamte steht auf der Straße und winkt mich heraus. Ich zögere, weil von rechts sich ein Auto nähert. Da reagiert er ungehalten. Wenn er winkt, muss ich fahren.
Einen Scheiß muss ich!
Wohin? Ich zeige bei Maps auf Dougga und er ist zufrieden. Er zeigt auf Michael, der noch im Gelände steht. Ich zucke mit den Schultern und erkläre das ich Wasser und Brot suchen werde.
Ich fahre los und den Streifenwagen folgt mir. Nach ein paar Kilometer bemerkt er, das Michael nicht kommt und stellt mich.
Wir warten bis Michael auftaucht.
Mich ärgert ein bisschen das ich „Kurt“ widersprochen habe. Der hat eine geile Straße für mich entdeckt. Da ich aber für P4N eine auf der Herfahrt gesehene Wasserstelle melden möchte, bin ich die große Straße mit zurück gefahren.
Unterwegs ein fliegender Wechsel des Geleitschutz.
Dann die Wasserstelle und ich schere aus dem Konvoi aus. Foto und Koordinaten fixiert.
Der Geleitschutz hat mein fehlen bemerkt und Michael eingebremst. Ich mache es den Jungs nicht einfach und halte großen Abstand.
Der Leithammel geht Michael mit seiner Fahrweise, ein bisschen von mir provoziert, auf den Sack und wir halten einfach an. Es dauert ein bisschen, dann haben sie gewendet, kommen zurück und stehen gegenüber. Wir sprechen sie an und fragen was der Quatsch soll.
Wie immer freundliches Nicken und der Griff zum Telefon. Wir lassen keinen Zweifel aufkommen, das uns die Sache missfällt.
Wir erklären mit viel Nachdruck unser nächstes Etappenziel, Carrefour in Siliana, und dann weiter Richtung Dougga.
Anscheinend gibt man uns nach dieser Diskussion frei.
Wir fahren weiter. Von wegen frei, der Schatten folgt uns. Erst kurz vor Siliana sind sie plötzlich weg.
Freut euch nicht zu früh! Vor dem Carrefour in Siliana steht das Empfangskomitee.
Wir parken direkt vor dem Markt und gehen einkaufen. Drinnen besprechen wir in Ruhe unser weiteres Vorgehen.
Der Ärger geht in ein paar Metern erst richtig los. Da wollen wir abbiegen zu einem P4N-Platz östlich von Dougga. Die Straße nach Dougga, unser angegebenes Tagesziel, geht aber geradeaus.
Werden sehen was passiert. Überlegen kurz uns zu trennen um die Jungs zu verwirren, aber es gibt unzählige davon und wir würden das „Fangen-Spiel“ sicher verlieren.
Einkauf fertig und wir beschäftigen jetzt die Besatzung von drei Streifenwagen.
Nachdem wir unsere Reiseroute genau erklärt haben und uns nach dem Affenzirkus erkundigt haben, gibt man uns frei.
Pustekuchen, der Obermacker kommt und die Diskussion beginnt bei null.
Egal, wir sitzen auf und bewegen uns. Der Obermacker folgt uns. Wenige Meter bis zu unserem Abzweig. Brav blinken und abbiegen, der Schatten folgt uns. Plötzlich und unvermittelt hält Michael an. Ich halte hinter ihm. Michael ist ausgestiegen und spricht mit einem Passanten, aus dessen Einkaufstasche einige Baguettes ragen, an.
Wo gibt es das Baguette?
Die Polizei steht verwirrt einige Meter weiter vorne. Wir gehen im nahe gelegenen Laden Brot kaufen. Provokant winke ich bei der Rückkehr mit dem Brot der Streifenwagenbesatzung zu.
Es geht weiter, der Schatten folgt uns wieder. Ich lassen Michael ziehen, sodass der Schatten nur noch mich sieht. So geht das Spiel hin und her. Einige Kilometer vor El Aroussa bleibt der Rückspiegel leer.
Ich rechne fest mit einer Polizeistreife am Ortseingang und werde enttäuscht.
Hilfe, ich fühle mich nicht mehr sicher!!!
In El Aroussa fährt Michael zu meinem Erstaunen geradeaus über einen schrecklichen Bahnübergang. Sein Garmin hat eine Straße gefunden, die Maps nicht drin hat und es geht über einen Berg um mit einem Bogen unseren P4N-Platz anzufahren. Die gerade Straße im Tal hat Garmin wegen zwei kleinen Dörfern ignoriert.
Schöner Platz oberhalb des Fussballstadion.
Wir positionieren unsere Fahrzeuge und fragen, ob man uns hier findet. Gesprochen als Tagesziel wurde die letzte Male von El Aroussa, das doch ein paar Meter weg liegt und die zwei kleinen Dörfer dazwischen sind.
Wir frühstücken und was rollt auf den Platz? Ein Streifenwagen mit vier Mann Besatzung!
Freundliche Begrüßung, diesmal in Englisch.
Man heißt uns willkommen und fragt nach den Pässen, aber nicht wo wir herkommen. Das haben sie anscheinend schon gewusst.
Letztlich bange Minuten ob wir bleiben dürfen. Dann kommt die Frage nach unseren Plänen.
Gerne zwei Nächte hier relaxen und dann nach Dougga.
Man nickt und erklärt, das sie in der Nähe sind, falls wir Probleme haben.
Wir haben nur Probleme wenn sie da sind, dass habe ich ihnen aber nicht gesagt.
Wir sind ja die Attraktionen für das nahegelegene Dorf und die Bewohner strömen in Scharen. Wir mussten leider feststellen das es mit der Bettelei auch so langsam losgeht. Ganz ungeniert wird erst nach Cola, Schokolade und Kugelschreiber gefragt und wenn man das nicht anbieten kann, sie nehmen auch Geld.
Der Löwenanteil ist aber sehr nett. Die örtliche Deutschlehrerin war auch da und hat wie viele Andere ihre Hilfe angeboten.
Gegen später wird es ruhiger und nur vereinzelt werden wir noch lautstark begrüßt. Normalität kehrt langsam ein.
Am Nachmittag kommt die Dorfjugend zum Fußball spielen. Leider eskaliert eine Situation als die Kids beim Nachhauseweg penetrant um alles mögliche betteln. Als der Erste seinen Fuß auf meine Treppe setzt, werden wir laut. Müssen uns einige tunesische Ausdrücke anhören. Als ich das Handy zum fotografieren hebe, flüchten sie.
Bin neugierig wie sich das entwickelt. Die Zwille liegt schon mal auf dem Tisch.
Gute Nacht, bis morgen.